Eigentlich erwartet man, dass sich die Banken bei der Vergabe von Ratenkrediten in den letzten Jahren verändert haben. Verantwortungsvolle Kreditvergabe, Kundenorientierung, sichere Systeme, verbrauchernahe Berater. Doch was das iff in einem kleinen Feldtest erlebt hat, zeigt ein ganz anderes Bild: Tricksen der Bankmitarbeiter bei Kreditanfragen, Ausdrucke von Screenshots, um das System zu umgehen, anlügen der Kunden und Verweigerung, einen Kreditvertrag vorab auszuhändigen. Im Folgenden ein paar Beispiele:

  • Fall 1: Von Individualität keine Spur, die Berater folgen dem System. Der Computer „führt das Gespräch”. Nur was darin angeklickt werden muss, wird angesprochen. Die tatsächlichen Lebensumstände werden nicht erfragt. Alles andere wird vergessen oder ist Smalltalk mit dem Kunden.
  • Fall 2: Weil der Berater vermutete, dass das bankinterne System die Kreditanfrage wegen einer bestehenden Baufinanzierung ablehnen würde, hat er die Rate für die Baufinanzierung erst einmal im System getestet und festgestellt, dass der Tester mit der bestehenden Baufinanzierung keinen weiteren Konsumentenkredit bekommen würde. Kein Problem, der Berater hat einfach die Rate für die Baufinanzierung entsprechend „angepasst”, und schon gab das System grünes Licht für den Kredit des Testers.
  • Fall 3: Nicht nur die SCHUFA wird vorher abgefragt, die Bank behält sich auch vor, mit dem Arbeitgeber vorab direkt zu sprechen. „Nein Danke”, sagte der Tester und stieg aus dem Test aus. Das würde er nie unterschreiben.
  • Fall 4: Ein Tester kam nicht aus der EU, arbeitete aber schon länger hier. Bei dem Kreditgespräch sollte er plörzlich nicht nur den Personalausweis und zwei Gehaltsbescheinigungen vorlegen, wie am Telefon vorab mitgeteilt, sondern zusätzlich sämtliche Kontoauszüge über drei Monate, den Original Arbeitsvertrag und soweit vorhanden die Lebensversicherung, dazu das Einreisedatum und die Dauer des bisherigen Aufenthalts in Deutschland. Bei anderen Testern dagegen gab es den Vertrag, ohne dass zusätzliche Unterlagen gefordert wurden. Dass das nicht immer so sein muss, zeigte ein zweiter Test. Der Kreditvertrag war für den Nicht-EU-Bürger dort kein Problem.
  • Fall 5: Der Tester bat vorab um den Kreditvertrag. Der Mitarbeiter der Bank sagte, das gehe nicht. Die Begründung, warum es nicht möglich ist den Vertrag mitzunehmen, lautete: Der Kreditzinssatz wird jeweils tagesaktuell ermittelt. Das hat das iff bei Konsumentenkrediten noch nie gehört und bei der Bank schon gar nicht.
  • Fall 6: Zwei andere Tester waren fest davon überzeugt, dass sie auf ihre Nachfrage den Kreditvertrag mit den Unterlagen von den Mitarbeitern erhalten hätten. Es waren aber nur die vorvertraglichen Informationen und Begleitschreiben, die sie erhalten hatten.
  • Fall 7: Im Vertrag war plötzlich eine Restschuldversicherung enthalten, ohne dass darüber gesprochen wurde. Dabei sollten die Tester darauf achten, Zusatzprodukte zu hinterfragen und abzulehnen. Dazu hatte der Tester aber gar keine Gelegenheit bekommen. In einem weiteren Fall wurde die Restschuldversicherung nicht als Versicherung, sondern als „Individualbeitrag” für eine höhere Flexibilität verkauft. Diese Innovation war dem iff bisher nicht bekannt. Die meisten Bankmitarbeiter bei anderen Banken, das muss man hier aber auch betonen, haben Zusatzprodukte bei fehlendem Interesse von sich aus herausgenommen.
  • Fall 8: Der „Mitarbeiter” war eigentlich auf Altersvorsorge spezialisiert und kein fester Mitarbeiter, sondern ein freier Vermittler auf Gewerbescheinbasis. Er musste bei der Kreditberatung für einen Kollegen einspringen. Das System des PCs kannte er nicht, wiederholt verlies der „Mitarbeiter” den Raum, um Kollegen um Hilfe zu bitten. Zwischendurch versuchte er mehrfach, dem Tester eine Altersvorsorge zu verkaufen. Zum Schluss vergaß er, den Kreditvertrag in die Mappe zu legen. „Ach, dann habe ich ihn wohl auf dem Drucker vergessen.”

Mit vertreten bei den Fällen waren alle Branchen: die Geschäftsbanken, Sparkassen und Volkbanken sowie die auf Konsumentenkredite spezialisierten Banken.