Aufgrund einer iff/OEE-Studie werden Großbritannien und Deutschland mit seinem Netzwerk an Verbraucherzentralen von der FSUG in einer Vorreiterrolle bezüglich Financial Guidance gesehen. Mittelfristig gilt es, die Qualitätsstandards weiter auszubauen. Das iff hat eine von der Financial Services User Group (FSUG) der Europäischen Kommission ausgeschriebene und vom Observatoire de l’Epargne Européenne (OEE) geleitete Studie über den Stand von Financial Guidance (Beratung ohne Verkaufsziel und konkrete Produktempfehlung) abgeschlossen. Unter Berücksichtigung von sechs EU-Ländern, darunter Deutschland, wurde nach Erfolgsmodell, Problemen und dem Potenzial von Financial Guidance gefragt. Aufgrund der Studienergebnisse möchte die FSUG Financial Guidance weiter vorantreiben.

Financial Guidance im Sinne von Beratung ohne Verkaufsziel existiert in Deutschland nur als entgeltliche Finanzberatung und in Verbraucherzentralen. Finanzielle Beratung mit Verkaufsziel oder mit konkreten Produkt- und Anbieterempfehlungen ist davon nach Definition der FSUG ausdrücklich ausgenommen. Financial Guidance in diesem Sinne ist aufgrund der Vielfalt von Beratungsformen und einem geringen Standardisierungsgrad schwer als solche auszumachen. Dies ist ein Problem besonders für diejenigen, für die diese Unterscheidung am wichtigsten ist: Verbraucher in einer täglich immer komplexer werdenden Finanzwelt, die von einer einfach zugänglichen und transparenten Beratung sehr stark profitieren würden.

Trotz der Vorzüge guter Financial Guidance lehnen es viele Verbraucher allerdings ab, größere Beträge dafür zu bezahlen. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass Finanzen in der Öffentlichkeit immer noch eher als ein „langweiliges Ärgernis” wahrgenommen werden. Deswegen ist ein für Verbraucher attraktives Finanzierungsmodell notwendig. Das deutsche Modell, nach dem Verbraucherzentralen Gebühren für Financial Guidance erheben, könnte sich auch in Europa bewähren. Etwaige Gebühren müssen aber so niedrig wie möglich ausfallen, um den Zugang auch für niedrige Einkommen niedrigschwellig zu halten. Denkbar sind für die FSUG auch eine Steuer oder andere Abgaben etwa für Finanzinstitutionen, die in Financial Guidance fließen.

Auf internationaler Ebene herrscht eine Vielfalt an Financial Guidance. Auch deren Wahrnehmung durch die Verbraucher unterscheidet sich zum Teil stark von Land zu Land. Dies lässt darauf schließen, dass eine einheitliche europäische Gestaltung mittelfristig schwierig zu realisieren ist. Financial-Guidance-Dienstleistungen nach FSUG-Definition existieren vor allem in Großbritannien (Money Advice Service) und in Deutschland (Verbraucherzentralen); insgesamt steht die Entwicklung zu verkaufsunabhäniger Beratung in Europa noch am Anfang. Allerdings können die erfolgreichen Modelle in Großbritannien und Deutschland als Vorbild für andere Länder dienen.

Mögliche Maßnahmen sind neben der Einführung von neuen Finanzierungsmodellen und mehr Öffentlichkeitsarbeit eine klarere Definition von Financial Guidance (auch in Form eines deutschen Begriffs) und international standardisierter Ausbildungs- und Zulassungsverfahren. Zu klären ist außerdem die Frage der Qualitätssicherung des angebotenen Service.

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass sich der Einfluss von Financial Guidance auf die finanziellen Entscheidungen der Verbraucher schwer messen lässt. Weitere Untersuchungen sind angeraten, auch in Deutschland.