Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Guter Umgang mit Geld, Finanzielle Kompetenz für alleinerziehende Frauen in prekären Lebenslagen“

Vom September 2019 bis Februar 2020 haben wir im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg das Forschungsprojekt „Guter Umgang mit Geld, Finanzielle Kompetenz für alleinerziehende Frauen in prekären Lebenslagen“ durchgeführt.

Das Projekt hat die finanzielle Situation von alleinerziehenden Frauen untersucht. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die „Versorgungslage“ mit Bildungs- und Beratungsangeboten zum Thema Finanzen und das Bundesland Brandenburg gelegt. Zu diesem Zweck wurden 23 Expertinnen- und Experteninterviews mit Multiplikatorinnen und Fachkräften aus Wissenschaft, Interessenverbänden, Erwachsenenbildung sowie der Vermittlungs- und Beratungspraxis geführt. Ziel des Forschungsprojektes war eine möglichst genaue Problemanalyse und das Erkennen von Lösungsansätzen und Best-Practice-Ansätzen.

Die Interviews zeigen eine hohe Bandbreite an strukturellen Problemen auf. Unzu­reichende oder fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, komplexe und bürokratische Bean­tragungsprozesse sowie steuerlich relevante Aspekte wie Ehegatten-Splitting anstelle eines Familien-Splittings sind nur einige Gründe, die die Rahmenbedingungen von alleinerziehenden Frauen in hohem Maße erschwe­ren. Nur wenn es gelingt, auch diese Aspekte mittelfris­tig zu bearbeiten, kann die finanzielle Lage alleinerzie­hender Frauen langfristig verbessert werden. Dies gilt auch für die finanziellen Möglichkeiten zum Aufbau eines Finanzpolsters sowie insbesondere einer angemessenen Altersvorsorge.

Darüber hinaus beziehen sich festgestellte Defizite in Bildungs- und Beratungsangeboten vor allem auf die folgenden Aspekte:

  • Mangelnde Sensibilisierung sowie Expertise der Fachkräfte in Bezug auf das Thema Finanzielle Grundbildung
  • Teilweise ablehnende Haltung von Fachkräften gegenüber Geld- und Finanzthemen
  • Fehlende Kontinuität in öffentlich finanzierten Beratungs- und Bildungsprogrammen

Selbst, wenn es ausreichende Angebote an finanzieller Beratung und Bildung gäbe, ist nicht gesichert, dass diese von den Zielgruppen auch genutzt würden. Bedeutsame Hürden sind:

  • Ein Mangel an Zeit und Aufnahmekapazität wie -bereitschaft
  • Fehlende finanzielle Ressourcen zur Sicherung der Kinderbetreuung
  • Scham, über eigene Geldsorgen oder -probleme zu sprechen bzw. sie zu offenbaren, als Folge gesellschaftlicher Wertorientierungen, die Finanzkompetenz von Frauen in Frage stellen und die Geld als wichtiges Merkmal der sozialen Stellung ausweisen
  • Schuldgefühle, Erwartungen nicht zu entsprechen
  • Minderwertigkeitsgefühle, wenn Alleinerziehende nicht auf ein wertschätzendes Bera­tungs- und Bildungsangebot auf Augenhöhe vertrauen können

Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an Prof. Dr. Ingrid Größl, Dr. Birgit Happel und Dr. Sally Peters unter institut@iff-hamburg.de