iff-Discussion-Paper 2020/5
Doris Neuberger: Wucherverbot und Überschuldung
Im risikoadjustierten Zinssystem zahlen Verschuldete trotz hoher Überschuldungsgefährdung systematisch höhere Zinsen. Die nicht böswillige Forderung erhöhter Preise im Ratenkredit mit Verbrauchern wird gesetzlich dem Wucherverbot unterworfen, wenn bei Einkommensschwäche und insbesondere in Risikosituationen Produkte angeboten werden, die mehr als doppelt so teuer sind wie marktüblich. Typisch sind dabei Umschuldungssituationen, wenn bestehende Kreditverpflichtungen nicht eingehalten werden können bzw. auch kurzfristig zusätzlicher Kredit notwendig wird. Durch Ausnutzung der Not von Verschuldeten wird Wucher zu einem Faktor der Überschuldung. Dieser Zusammenhang kommt in der Überschuldungsforschung bisher zu kurz. Der vorliegende Beitrag untersucht unter dem Aspekt des Marktversagens die ökonomische Rationalität wucherischer Zinssysteme auf Verbraucherkreditmärkten. Er betrachtet Wucher als ein systemisches Problem der sozialen Diskriminierung, bei dem die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe bzw. einer Risikosituation zu einer Einklemmung in eine Kette von überteuerten Kredit- und Finanzverträgen führt. Die Literatur und Fallbeispiele zeigen, dass Wucher besonders Überschuldete oder für Überschuldung gefährdete Verbraucher betrifft, die dadurch erst recht in die Überschuldung bis hin zur Insolvenz geraten. Bessere Gesetze gegen Wucher verbessern den Zugang zu Krediten und senken die Insolvenzhäufigkeit. Die Wuchergesetzgebung muss reformiert werden.
iff-Discussion-Paper 2020/4
Swati M. Dhawan: Understanding financial literacy
among refugees in Germany
This paper will explore the role of and need for efforts to improve the financial literacy of refugees in Germany. It will address attempts to help refugees better cope with their new financial responsibilities and the challenges they face as they integrate into the German economy. The paper draws upon the findings of research from 2018 conducted by the author to understand the current situation of access to financial services for refugees in Germany, their unique financial needs, and the challenges in financially including them from a demand and supply perspective. The research was based on primary qualitative interviews with refugees, key informant interviews with stakeholders involved in refugee integration, and a desk review. It showed how many of the challenges on the demand side arise due to a lack of understanding of and trust in formal financial services.
iff-Discussion-Paper 2019/3
Ingrid Größl / Sally Peters: Verantwortliche Ratenkreditvergabe: Konzeption und ihre Umsetzung im europäischen und deutschen Recht
Wesentliche Komponenten einer verantwortlichen Kreditvergabe sind ein angemessenes Beratungsgespräch, faire Konditionen und eine Unterstützung durch die Bank in Phasen des Zahlungsverzugs. Der Gesetzgeber legt den Fokus auf Informationspflichten und die Pflicht zu einer angemessenen Kreditwürdigkeitsprüfung als Teil des Beratungsgesprächs. Bei Ratenkrediten lässt er den Banken jedoch einen Gestaltungsspielraum. Wir skizzieren die Ergebnisse eines deutschlandweit durchgeführten Kredittests, die unter den getesteten Banken eine unzureichende Erfassung der Bonität der Verbraucherin bzw. des Verbrauchers, Wucherzinsen und Restschuldversicherungen als Voraussetzung für die Kreditvergabe vorfinden und somit Belege für eine unverantwortliche Kreditvergabe liefern. Als Ausweg wird eine Rückkehr zum relationalen Banking unter Nutzung der künstlichen Intelligenz diskutiert
iff-Discussion-Paper 2018/2
Konstantin Kholodilin / Dirk Ulbricht: A data set of over-indebted households in Germany
This paper introduces a unique Germany-wide data set of micro-level data of more than 100,000 over-indebted persons from 1994 to 2017 to the literature. It contains postal codes and can thus be connected to other spatial data sets. It is based on the data collected by debt advisors all over Germany and covers household data such as the income, household members, education and work of the indebted. Furthermore, it informs about the number, the sums and the structure of the outstanding debts.
iff-Discussion-Paper 2017/1
Xiaojing Wang et al.: Theoretical Frameworks for investigating consumer over-indebtedness and bankruptcy risk
Debt relief systems are implemented by governments to manage the problem of over-indebtedness, however, differences in systems exist across nations. Some systems, such as that in the United States, are favourable towards the consumer and enable a quick discharge of debts through bankruptcy and a fresh start for the consumer. Other systems, such as that in Germany, are more favourable towards the creditor. They require the consumer to lock into a minimum period of debt repayments before their debts can be formally discharged through bankruptcy.