Themen Finanzieller Allgemeinbildung wie die Funktionsweise und Nutzung von Finanzdienstleistungen wurden im Februar 2013 erstmalig in den verpflichtenden englischen Schullehrplan im Fach „Bürgerkunde“ („Citizenship”) aufgenommen. Auch im Mathematikunterricht sollen finanzmathematische Themen nun in größerem Umfang als zuvor behandelt werden. Damit entsprechen die englischen Behörden mehreren der Prinzipien des iff zur Finanziellen Allgemeinbildung. Allerdings ist noch nicht abzusehen, ob tatsächlich ein kritisches und an den Bedürfnissen der Nutzer orientiertes Allgemeinwissen mit dem Ziel der alltäglichen Handlungskompetenz im Umgang mit Finanzdienstleistungen Inhalt des neuen Lehrplans sein wird.
Funktion und Nutzen von Geld
Unter der Zielsetzung einer demokratisch-emanzipatorischen Bildung ist die Einbindung Finanzieller Allgemeinbildung in bestehende Schulfächer zu begrüßen. Auch die Formulierung in der (noch sehr groben) Beschreibung der Lehrinhalte, dass die Funktionen und der Nutzen von Geld thematisiert werden sollen, entspricht dem Ansatz, dass die Finanzdienstleistungen den Bedürfnissen der Verbraucher dienen und nicht die Verbraucher sich den Finanzdienstleistungen anpassen sollen.
Direkt auf diese nutzenorientierte Formulierung folgt das Ziel der Vermittlung der „Wichtigkeit der persönlichen Finanzplanung und einer Reihe von Finanzprodukten”. So wichtig das Verständnis für den Faktor Zeit (eigene Planung) im Umgang mit Finanzdienstleistungen ist und auch in den Projekten des iff seinen Raum erhält, so wichtig ist es dabei, die eigene Planung nicht in Abhängigkeit von den Bedingungen der Finanzprodukte, sondern ausgehend von der eigenen Lebensrealität zu betreiben. Ob dieser Ansatz in der englischen Lehre gewählt wird, ist nicht erkennbar.
Vermittlung abstrakten Produktwissens?
Des Weiteren sollen in einer höheren Schulklasse den Schülern Begriffe wie Einkommen, Steuern, Kredit, Schulden, finanzielles Risiko und eine Reihe von anspruchsvolleren Finanzdienstleistungen erklärt werden. Bei einer abstrakten Wissensvermittlung solcher Begriffe und der reinen Erklärung von Finanzprodukten besteht die Gefahr, dass Produktkunde und die Perspektive der Anbieterseite im Vordergrund stehen, was aus Sicht des iff nicht Ziel einer verbraucherorientierten Finanziellen Allgemeinbildung sein kann. So entspräche die Lehre in den höheren Schulklassen nicht einer Befähigung der Schüler, selbstbewusst Finanzdienstleistungen einfordern zu können, die ihren Bedürfnissen als Verbraucher und Bürger entsprechen.
Aus den sehr groben Formulierungen im jetzigen Stadium des englischen Lehrplans ist noch nicht abzusehen, wie die Inhalte tatsächlich mit den Schülern erarbeitet werden. Es wird mittel- und langfristig beobachtet werden müssen, ob die Integration der Finanziellen Allgemeinbildung in den Lehrplan tatsächlich zu einer gesteigerten Handlungskompetenz der englischen Schüler im Umgang mit Finanzdienstleistungen führen wird.