Die Patriotische Gesellschaft hatte zum Vortrag zum Thema „Ist unser Geldwesen zukunftsfähig?” eingeladen, der den Auftakt zu einer Reihe „Geldgespräche” des Arbeitskreises Zukunftsfragen machen sollte. Die präsentierten Ideen sollten dem Arbeitskreis zur Einführung einer Hansemark, einer Art lokalem Geld in Hamburg, ein theoretisches Fundament liefern. Die Ankündigung lautete: „Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger gehört zu den wenigen Ökonomen, die in sachgemäßer Gestaltung des Geldwesens einen Schlüssel sehen zur Lösung der großen sozialen und ökologischen Gegenwartsprobleme wie Armut, Massenarbeitslosigkeit und Naturzerstörung.” Berger ist Vorsitzender der „Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung INWO D”. Der Vortrag entspricht im wesentlichen einer Eigenpublikation unter dem Titel „Eisiges Schweigen .- Wir lassen uns vom Geld beherrschen, weil wir seine Wirkungsweise nicht verstehen”
(Siehe untenstehender Link)

Nach unserer Meinung, die wir in dem angehängten Bericht (siehe Link) ausführlicher dargestellt haben, verbreitete der Autor rechtsradikales Gedankengut ohne adäquate Diskussion. Geldkapital als Krebsgeschwür, Zinseszins als arbeitsfreies Einkommen, "wider die Zinsknechtschaft" wie im NSDAP Programm und abstruse Behauptungen über Geldwirtschaft machen deutlich, dass ein besseres Geldsystem zunächst eine sachlich fundierte Diskussion und eine finanzielle Allgemeinbildung voraussetzen, in der Probleme offen diskutiert, benannt und rechtsradikale bis antisemitische Tendenzen, die das Unbehagen über Geld ausnutzen, gemeinsam bekämpft werden.

"IHR BERICHT ENTSETZT MICH!"

STELLUNGNAHME ALWINE SCHREIBER-MARTENS MITGLIED IM IM INWO-Vorstand

Ihr Bericht über den Vortrag von Prof. Berger bei der patriotischen
Gesellschaft in Hamburg (24.05.06) entsetzt mich. Ich habe diesen
Vortrag nicht gehört, kann also nichts über die Äußerungen des
Referenten an diesem Abend sagen. Ich habe Prof. Berger aber mehrfach
gehört, ich kenne auch den Text "Eisiges Schweigen".
Die Aussagen – Krebsgeschwür Banken, Lösung: Abschaffung der Banken,
faules Kapital der Banken – habe ich weder von Prof Berger noch von
Helmut Creutz oder von Prof. Margrit Kennedy, die Sie ja beide auch
erwähnen, gehört. Ich finde sie auch nicht im genannten Text. Ganz im
Gegenteil: steht dort z.B.:
Das Bankensystem bleibt im wesentlichen unverändert.

Ihre massiven Äußerungen, die Prof. Berger Rechtslastigkeit unterstellen
und der Stil Ihres Texts bringt mich auf den folgenden Gedanken: Die
Denunziation: "Nähe zur Nazi-Ideologie" ist eines der besten Mittel, um
Denkverbote wirksam werden zu lassen. So wird ein Vorschlag, den Sie als
das "relativ sattsam bekannte Schwundgeld" nach Silvio Gesell
bezeichnen, durch Denunziation zu einer Betrachtungsweise, die eben
nicht bekannt ist. Was treibt Sie dazu, durch Diffamierung dieses
Ideengut der öffentlichen Diskussion zu entziehen?

Ihre Aufforderung an die patriotische Gesellschaft, die
Veranstaltungsreihe "Zukunft der Geldwirtschaft" fortzusetzen, kann ich
nur unterstützen. Ich hoffe, dass dann eine Sichtweise des Geldsystems,
die bereits John Maynard Keynes hoffnungsvoll stimmte, wirklich sattsam
bekannt wird!

FORTSETZUNG DER VERANSTALTUNGSREIHE: JA, ABER MIT GEGENPOSITIONEN

STELLUNGNAHME DES IFF

Wir freuen uns, dass wir darin übereinstimmen, dass solche Veranstaltungsreihen wichtig sind und fortgesetzt werden könnten. In der Sache können wir unsere Stellungnahme aber nur weiter erläutern nicht zurücknehmen.

Der Vortrag wurde vom Schreiber persönlich gehört und ertragen. Es ist in der Tat so, dass er nicht in Schriftform vorliegt. Die Äußerungen sind aber so gefallen und insbesondere ist der populistische Ton so gewesen, wie geschildert. Die Kritik ist auch nicht aus Nicht-Wissen entstanden. Der Verfasser kennt die Themen und hat auch Herrn Creutz gelesen und auf verschiedenen Tagungen dazu Stellung genommen habe (u.a. früher auch bei AMSE), gleichzeitig aber eine Reihe von Büchern über Naziideologie veröffentlicht. Er weiß, wovon er schreibt. Es wird auch nicht behauptet, Herr Berger sei ein Nazi. Es gibt aber Elemente einer konservativen Ideologie, die einen Schritt weiter gedacht in reaktionäre Konzepte nach Art des Strasserflügels der NSDAP passen. Die bekannte Mär, nicht alles bei den Nazis sei schlecht gewesen, ist ja so gefährlich, weil man sich dadurch beliebig bedienen kann. Lernen aus der Vergangenheit heißt auch das Zusammenwirken der bankenfeindlichen Ideologie mit dem Antisemitismus ernst zu nehmen.