In seinem aktuellen Infobrief weist das Institut für Finanzdienstleistungen darauf hin, dass die
Stadtsparkasse Magdeburg in rechtlich nicht korrekter Weise versucht, sozial schwache Kunden möglichst unauffällig in ein dreifach teureres Girokontomodell hineinzudrängen.
Die Stadtsparkasse Magdeburg hat im Juni 2006 ein neues Kontomodell, das als „Servicekonto GfJ” (GfJ= Girokonto für Jedermann) bezeichnet wird, eingeführt. Es kostet monatlich im Vergleich zum Classic-Giro mehr als das Dreifache. Das Konto taucht weder im Internet noch im Preisaushang der Sparkasse auf. Lediglich im Preis- und Leistungsverzeichnis, das nur auf Nachfrage herausgegeben wird, ist es gelistet.
Gleichzeitig verschickt die Sparkasse Preisanpassungsschreiben an sozial schwache Kunden. Dem iff liegt ein Schreiben an einen ALG II Empfänger vor, in dem die Sparkasse den monatlichen Grundpreis von 2,45 Euro auf 7,50 Euro erhöht. Die Schreiben haben nach Ansicht des Instituts für Finanzdienstleistungen, wie die rechtliche Aufarbeitung im aktuellen Infobrief 17/2006 des iff zeigt, rechtlich keinen Bestand. Offenbar möchte die Sparkasse die Umstrukturierung ihres Tarifsystems möglichst unauffällig über die Bühne bringen, passt es doch so gar nicht zum Bild sozialer Verantwortung, das die Sparkassen in der Öffentlichkeit einnehmen wollen.
Besonders brisant war bei dem Fall, dass der Kunde überhaupt keine Mehrkosten produziert hat und nur, weil er zu einer bestimmten sozial schwachen Gruppe zugeordnet wurde, nun zur Kasse gebeten wird. Der Trend, dass arme, sozial schwache und verschuldete Menschen bei Finanzdienstleistungen mehr bezahlen müssen als die Durchschnittskunden (the poor pay more), ist in Deutschland seit längerem zu beobachten, nimmt aber aktuell an Härte zu. Verkauft wird das Ganze als „Service”.