BANKEN VERWEIGERN KREDITE, DIE KLEINUNTERNEHMEN ALS RÜCKGRAT DER WIRTSCHAFT BRAUCHEN

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (DIW), Prof. Michael Hüther prophezeit in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 11.1.2007 S.19:
"Die Kreditbranche selbst ist in einem Strukturwandel. Das eigentliche Kreditgeschäft ist nicht mehr attraktiv. Anleger gehen viel stärker in verbriefte Anlageformen, also haben die Banken weniger Geld zur Kreditvergabe zur Verfügung. Und das wird nicht besser, denn die Zinsen bleiben ja, so meine Prognose, niedrig und die Zinsstrukturkurve flach. … Wenn erst einmal die niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre alle Kreditfinanzierungsphasen durchlaufen haben (gemeint ist: wenn sie alle mit und ohne Druck in höherverzinsliche Kredite umgeschuldet wurden (iff)), wird der Druck auf den Kreditgeber noch stärker – und viele Unternehmen werden vergeblich anfragen (gemeint ist: die Banken werden Kleinunternehmen die Kredite verweigern (iff))."

RUF NACH STAATLICHEN SUBVENTIONEN

Auf die Frage, wo die Kleinunternehmen, die auch Hüther im Gegensatz zur kapitalmarktfähigen Großindustrie für tendenziell unterfinanziert hält, das Geld her bekommen sollen, antwortet dieses Institut der Wirtschaft mit dem erstaunlichen Ruf nach mehr Staat und Subventionen insbesondere in der Form der seit der Steuerreform eigentlich kritisierten steuerlichen Absetzbarkeit:

"Wir müssen auch die staatliche Innovationsförderung mehr nach vorne holen, also zur Unterstützung der jungen Unternehmen einsetzen: weg von der institutionellen Förderung hin zu einer gezielten Förderung etwa von kleinen und mittleren Unternehmen und damit auch von Start-ups durch größere steuerliche Abzugsfähigkeit von Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen."

ODER WUCHERKREDITE FÜR KLEINUNTERNEHMEN?

Die Lösung ist nicht zwingend. Es besteht vielmehr wie im Konsumkredit die fatale alternative Prognose, dass die Zinsen trotz stagnierender Vergabe im Volumen trotz niederiger Refinanzierungskosten so ansteigen, dass dieses Geschäft äußerst lukrativ wird, ohne eigentlich die Versorgung sicherzustellen. Das von Hüther kolportierte Argument, Kredite an KUs seien uninteressant, dient dann nur noch als Rechtfertigung überhöhter Zinsen und im konkreten Fall der Erpressung.

ALTERNATIVE: VERANTWORTLICHE KREDITVERGABE, COMMUNITY REINVESTMENT MIT PREISTRANSPARENZ DURCH DAS KARTELLAMT

Will man der Entwicklung gegensteuern, dann sollte der Staat in der Tat tätig werden aber nicht als Subentionierer mit all den Folgen von Fehlallokation, Korruption und Betrug. Vielmehr ist er die sichtbare Hand der Wirtschaft.

Dazu gibt es zwei Instrumente:

1. Eine Community Reinvestment Gesetzgebung, die die Kreditgeber zwingt, ihre Kreditvergabepraxis bei Kleinunternehmen ebenso jährlich zu veröffentlichen wie es die amerikanischen Banken müssen

2. Eine strikte Einhaltung der Wuchergrenzen und eine dauernde Durchleuchtung der Kreditkosten durch den Staat, so wie es das Bundeskartellamt im Bereich der Gaspreise begonnen hat, indem es nun selber Preisvergleiche publiziert und damit Kartellpreise dort aufdeckt, wo sie durch Erpressung der Kunden oder durch Ausweglosigkeit zustande kommen.

NEUREGELUNG DER EFFEKTIVZINSGRENZEN ERFORDERLICH

Bei der Einhaltung der Wuchergrenzen ist aber die Neuregelung der Effektivzinssätze unbedingt erforderlich. Es darf nicht mehr möglich sein, die Hälfte der Kosten auf ein Nebenprodukt wie eine Restschuldversicherung zu verschieben, die der Versicherer dann in Form einer Innenprovision an die Bank zurückreicht. Dann ist Effektivzinsvergleich und Wuchergrenze ein Witz.

Brüssel hat gezeigt, dass es gerade in die umgekehrte Richtung gehen soll und Zinssätze noch weniger informativ gestaltet und nationale Grenzsetzungen aushöhlen will. Deshalb ist der Deutsche Gesetzgeber gefragt.

HAMBURGER KONFERENZ MIT OFFENEM WORKSHOP ZUR KREDITVERGABE AN KLEINUNTERNEHMEN

Die Hamburger Konferenz zur Verantwortung im Kredit, die zum 20jährigen Bestehen des iff am 10./11.Mai 2007 stattfindet (Anmeldung unter www.verantwortliche-kreditvergabe.net) wird dieses Thema von allen Seiten beleuchten und seinen entsprechenden Workshop kostenfrei öffnen für alle Interessierten, auch die, die an der Konferenz ansonsten nicht teilnehmen wollen.