DIE FEHLGELEITETEN VERBRAUCHER
Die Commerzbank bietet an, vermögenden Kunden die Flucht aus der Steuer zu ermöglichen, die HypoVereins Bank klebt in ihre Schaufenster den Spruch "GegenSteuern", FinanzTest lobt Banken, die für die Umgehung der Steuer geeignete Kurzläufer anbieten und ZDF-WiSo rät den Anlegern, "ihre Zinseinnahmen in das Jahr 2009 zu verschieben."
"Wer heute noch Aktien kauft, kann den Steuervorteil noch zweimal nutzen", meint die Dresdner Bank.
"Bei Wertpapieren, die bis zum 31. Dezember 2008 erworben werden, gilt aber weiterhin die derzeitige Regelung. Das kann zu einer Börsenralley am Ende des nächsten Jahres führen." prognostiziert WiSo.
Die Message ist dieselbe: nicht der Markt sondern der Steuervorteil entscheidet über das geeignete Produkt. Natürlich, heißt es dann im Nebensatz, solle man aufpassen. Aber der Genugtuung, Steuern legal hinterzogen zu haben, wird kräftig Nahrung geliefert.
VOLKSVERDUMMUNG ZUGUNSTEN UNSINNIGER ANGEBOTE
Mit dieser typisch deutschen Volksverdummung konnten jahrzehntelang konkurrenzlos schlechte Anlagen in Bausparverträge (Steuersparen + Prämie!) und Kapitallebensversicherungen (Steuersparen als angebliche "Vorsorge", selbst wo die Anlage finanziert war) verkauft werden. Damit köderte man die Käufer von Schrottimmobilien und geschlossenen Immobilienfonds. Mit dem Steuerargument schließlich wurden Unternehmensbeteiligungen bei Scheinfirmen wie der Göttinger Gruppe als Altersvorsorge hoffähig gemacht. Die Angebote blieben einfältig, ungeeignet und der Staat übernahm ihre Kosten.
Die jetzige Steuerreform hatte das Ziel, den deutschen Finanzdienstleistungsmarkt überhaupt erst einmal für den Wettbewerb bei Finanzdienstleistungen zu öffnen. Sie sollen den Verbrauchern Dienste leisten statt nur zu versprechen, man werde den Staat betrügen.
Presse und Anbieter scheint aber nichts anderes einzufallen, als auch bei dieser Steuerreform die Kunden darauf zu konzentrieren, wie sie die neue Steuergerechtigkeit umgehen können.
WORUM GEHT ES BEI DER ABGELTUNGSSTEUER?
Ab 2009 sollen vor allem die Besitzer großer Geldvermögen von ihren Zinsen und Kapitalerträgen 25% (mit Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer max. 28%) dem Staat als Steuer überlassen und zwar dadurch, dass die Banken "an der Quelle" dies direkt überweisen. Nur Finnland verlangt 28%, fast alle anderen Staaten noch weniger als Deutschland. Da lohnt es sich schon, wegzugehen.
Müssten diese Großverdiener die Zinsen allerdings normal versteuern, so wären 45% abzuführen. Der Staat erlässt den Geldbesitzern damit 20%. Dies tut er keineswegs freiwillig. Man schätzt das Geldvermögen in Deutschland auf 4 Bio . Das ergibt bei 4% Anlagerendite 160 Mrd. Zinsen pro Jahr ohne Berücksichtigung der weit höheren Dividenden und Kursgewinne sowie unversteuerten Wertzuwächse bei Wertpapieren und Immobilien. Würde man allein vom Geldvermögen 25% als Abgeltungssteuer einbehalten, so wären dies 40 Mrd.
Die Kapitalertragssteuer 2005 betrug aber gerade einmal 17 Mrd. und trug damit wenige Prozent zum Gemeinwohl bei. Wenn nun der Staat mit der Abgeltungssteuer dies verbessern möchte, so werden dadurch die vermögenden Anleger "hart getroffen", meint die Commerzbank.
Dass die 39 Mio Arbeitnehmer in Deutschland alle an der Quelle, d.h. beim Arbeitgeber, ihren Lohn zum vollen Steuersatz versteuert erhalten, stört Banker der Commerzbank allerdings nicht. Hier fehlen die Kleinanzeigen für Hilfe.
Natürlich hat so eine Reform Übergangsregelungen und die kann man durch Zeitverschiebung umgehen. Wer das jedoch macht ohne Profi zu sein, reduziert seine Möglichkeiten und richtet seine Anlagestrategien an sachfremden Motiven aus. Er wird dafür teuer bezahlen und bleibt den Versprechungen provisioninteressierter Vertriebsleute ausgeliefert.
COMMERZBANK, HYPOVEREINS, SPARKASSEN, FinanzTest und Wiso
Eine Reihe von Banken werben ausdrücklich mit dem Steuerumgehungsargument. Manche in den Schaufenstern, andere wie die Commerzbank in der Zeitung sogar im redaktionellen Teil.
"Die bevorstehenden Änderungen in der Besteuerung von Kapitaleinkünften treffen vermögende Anleger in hohem Maße. Für Sie bedeutet das, ihre Vermögensallokation rechtzeitig auf die neue Situation einzustellen. Sprechen Sie jetzt mit uns über die optimale Nutzung Ihrer Möglichkeiten Tel. 49 69.136-2.80.00" so lautet die Zeitungsannonce der Commerzbank im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung. Das sie es ernst meint zeigen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Jahre 1996, wo auf Grund von Insider Informationen Beihilfe zur Steuerhinterziehung vermutet wurde.
Was passiert, wenn man jede auch noch so dubiose Gewinnchance wahrnimmt dürfte die Commerzbank aus der amerikanischen Bankenkrise wissen, wo sie mit 1,2 Mrd. Investition in die amerikanischen Wucherkredite ("subprime") jetzt zur Kasse gebeten wird.
UNSER TIP FÜR DIE MEHRHEIT DER VERBRAUCHER
Hören Sie auf, mit Finanzdienstleistungen Steuern sparen oder Subventionen ergattern zu wollen. Sie züchten sich damit Betrüger heran, denen Sie nicht gewachsen sind und die Ihre Subvention letztlich aufsaugen. Lassen Sie das beste Produkt auf dem Markt gewinnen und helfen sie mit, den deutschen Steuersparunsinn zu beseitigen, wo nicht Funktionen (Altersvorsorge, Bildung, Familiengründung, Eigenheim etc) sondern Produkte und damit Firmen (Bausparen, Kapitalleben, Unternehmensbeteiligungen) subventioniert werden.
Konzentrieren Sie sich darauf, ein Produkt zu erhalten, das Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit den Erhalt des eingezahlten Kapitals verspricht (SECURTIY) erreichbar (Access), so flexibel bei Ansparen und Abhebung ist, wie sie es brauchen (LIQUIDITY), eine angemessene Rendite erzielt (INTEREST), und dessen Anbieter soziale Verantwortung gegenüber seinen Kunden und beim Investieren zeigt, (SOCIAL RESPONSIBILITY) kurz ein SALIS (dt. Salz) Produkt verspricht.