Ergebnis: Oft keine Beratung, nur reiner Produktverkauf, Kosten werden vielfach nicht genannt, Beratungsdokumentation fehlt fast immer, verkauft werden fast ausschließlich Rentenversicherungen. In der Regel handelt es sich dabei um intransparente und renditeschwache Produkte.

NDR berichtet am Montag, 12. Oktober, 20:15 Uhr, NDR Fernsehen, und auf NDR Info um 10:40 Uhr und in „Das Forum” um 20:30 Uhr

Das institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff) hat im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks mehrere Bankentests mit zwei Testern durchgeführt. Die Stichprobe, bei der insgesamt neun Tests durchgeführt wurden, fand Ende September/Anfang Oktober in Hamburg statt. Getestet wurden in alphabetischer Reihenfolge: die Commerzbank, Deutsche Bank, Hamburger Sparkasse, SEB, Sparda Hamburg und die Volksbank Hamburg.

Positiv fielen zwei Anbieter auf, welche vorab eine Analyse der Haushaltsituation durchführten. In der Regel fehlte jedoch eine Analyse der Haushaltssituation. Unabhängig davon, ob überhaupt eine Haushaltsanalyse und eine anschließende Beratung stattfand, wurden von allen neun Banken und Sparkassen sowohl dem jungen Tester als auch der älteren Testerin die gleichen Produkte angeboten: Rentenversicherungen in der klassischen Variante und fondsgebundene Rentenversicherungen, in einem Fall eine Riester-Rente.

Getestet wurden zwei Fälle, einmal die sichere Einmalanlage einer älteren Testerin (Ende 50) ein anderes Mal die Einmalanlage sowie der Wunsch nach monatlichen Sparraten eines jüngeren Kunden (Ende 20) für die Altersvorsorge.

Die ältere Testerin (Ende 50) hätte mit den angebotenen Rentenversicherungen zwar in den meisten Fällen garantiert ihren Einmalbetrag, der angelegt werden sollte, innerhalb ihrer statistischen Lebenserwartung von der Versicherung zurückerhalten, mehr aber auch nicht. Die prognostizierten Überschüsse deckten, wenn überhaupt, gerade einmal die bisher langfristige Inflation ab. Erkennbar war dies für den Kunden jedoch nicht. Alternativen wurden außer bei der SEB nicht angeboten. Die SEB bot unter anderem eine Rentenversicherung auf Basis von 100% Aktienfonds an, was bei dem Alter der Testerin als sehr problematisch angesehen wird. Die Beratung der älteren Testerin war trotz des hohen Einmalbetrages von 40.000 Euro in den meisten Fällen auffällig kurz. Es scheint, dass ältere Kunden weniger intensiv beraten werden.

Auch die Tests des jüngeren Testers (Ende 20) enttäuschten. Zwar wurde auch hier in zwei Fällen eine wirkliche Haushaltsanalyse durchgeführt, doch die anschließende Beratung und die angebotenen Lösungen konnten nicht überzeugen. Die Produkte (überwiegend Rentenversicherungen) für den Einmalbetrag und die monatlichen Beiträge, entsprachen nicht im Ansatz dem Bedarf des Kunden. Aufgrund der langen Laufzeiten spricht die fehlende Flexibilität sowohl in Bezug auf den Einmalbetrag als auch auf die lange Bindungsdauer an ein Produkt sowie die relativ geringe Renditeerwartung von Rentenversicherungen eher gegen derartige Produktempfehlungen. Zumindest hätte man zu einer Rentenversicherung auch noch Alternativen erwartet. Staatlich geförderte Produkte schieden hier aufgrund des vom Tester angegebenen Auslandswunsches aus. Trotzdem wurden diese unter Ignorierung dieser Tatsache angeboten.

Kosten wurden in den meisten Fällen weder von den Mitarbeitern genannt, noch waren sie in vielen Unterlagen der Banken zu finden. Ausnahmen waren hier zwei Anbieter, die auf Nachfrage die Kosten mit Hilfe der Unterlagen nannten.

Vorbildich fiel die Deutsche Bank auf, die als einzige Bank der Kundin eine Beratungsdokumentation mitgegeben hat und die Dokumentation vorab noch einmal mit der Kundin gemeinsam durchgegangen ist. Keine andere Bank oder Sparkasse hat ansonsten das Beratungsgespräch in irgendeiner Form zusammenfassend dokumentiert. Oft mangelte es aber schon an der Beratung selbst.

Falsch beraten wurde in den Fällen, wo der älteren Kunden bei der kurzen Laufzeit bis zur Umschichtung für die Rentenzahlungen eine fondsgebundene Rentenversicherung ohne Garantien angeboten wurde. Die Testerin hatte den Unterschied und die Bedeutung des Aktieninvestments nicht direkt verstanden. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Kunden die Risiken der Produkte nicht erkennen. Mehrfach war die Beratung so katastrophal, dass das Produkt noch nicht einmal im Ansatz zum Wunsch des Kunden passte. Extreme Fehlberatung mit besonders risikoreichen Produkten (z.B. risikohafte Aktien- und Anleihegeschäfte, Alpha Express Zertifikate etc.) gab es dagegen nicht.

Insgesamt entsteht der Eindruck, dass unabhängig vom Alter, der Vermögens- und der Haushaltssituation durchschnittlichen Kunden die gleichen Produkte angeboten werden, selbst wenn sie nach einer langfristigen Geldanlage für das Alter fragen. Bevorzugt werden derzeit Rentenversicherungen verkauft, als klassische oder fondsgebundene Variante. Den Testern war durch die Beratung selbst nicht viel geholfen. Die scheinbare Produktvielfalt durch die Varianten führte eher zur Verwirrung als zu der Erarbeitung einer gemeinsamen, langfristig tragbaren Lösung. Wirkliche Alternativen fehlten. Insgesamt enttäuschend war, dass in der Regel keine Alternativen zu den Versicherungsprodukten genannt wurden. Wer nach langfristigen Geldanlagen für das Alter fragt, bekommte eine private Rentenversicherung angeboten.

Das institut für finanzdienstleistungen (iff) testet regelmäßig im Auftrag von Medien und Anbietern die Beratungsqualität von Banken, Sparkassen und Finanzdienstleistern aus Kundensicht. Für folgende Medien und öffentliche Auftraggeber sind bundesweite bzw. europäische Tests in der Vergangenheit u.a. durchgeführt worden: Stiftung Warentest, ÖKO-Test, STERN, VZBV, Europäische Kommission.