Was ist das Erfolgsrezept des Carsten Maschmeyer? Organisiere ein Heer von Menschen mit Problemen, ernenne sie ohne Ausbildung zu Finanzberatern, gib ihnen vorher einen hohen Kredit, damit sie abhängig sind, schicke sie nach dem Schneeballverdienstsystem zu Freunden und Bekannten, wo sie ihre persönlichen Beziehungen für Maschmeyer zu Geld machen, ruiniere ihr soziales Umfeld und verhöhne sie, indem du sie überschuldet zurücklässt und selber zum best bezahlten Finanzjongleur wird, der von Realwirtschaft keine Ahnung, von Spiel und Wette aber jede Kenntnis hat. Anschließend streue reichlich Geld in Politik und Wissenschaft und erkläre einen Bundeskanzler (Schröder), einen Bundespräsidenten (und einen Wissenschaftsstar (Rürup) zu deinen „Freunden“, heirate einen Filmstar und schaffe dir Platz in Gefälligkeitsinterviews in den Medien durch absurde Werbemaßnahmen wie die folgende: (Damit hat man in unserer Gesellschaft heute Erfolg!)

Mit dem Strukturvertrieb AWD groß geworden plädiert Carsten Maschmeyer nun für das Schulfach Geld. Wie das Hamburger Abendblatt am 18.10.2010 berichtete, ist Carsten Maschmeyer bereit, „sein Erfolgsgeheimnis und die Welt der Finanzen einer seiner Paten-Schulklassen zu erklären: „Wenn ich denen erzähle, wie sie mit 100 Euro im Monat Millionär werden können, bekomme ich sie alle.“

Soll das eine Warnung sein an die Schul- und Bildungspolitik in Deutschland, die Türen der Schulen vor den Maschmeyers und Co. schnell zu verschließen, bevor die Rattenfänger allzu tief in das Schulsystem eingedrungen sind? Oder ein Versprechen, dass wir mit den Strukturvertrieben und ihren Methoden alle reich werden. Letzteres gilt vor allem für Maschmeyer selbst, für die Mehrheit der Gesellschaft wird die Million wohl eher ein Traum bleiben.

Die Verbraucherzentralen müssen die Scherben, die die Strukturvertriebe in Deutschland jedes Jahr anrichten, auffegen. In der Regel auf Profit getrimmt werden den Haushalten jährlich Finanzprodukte mit der Angst vor Altersarmut und fehlender Absicherung verkauft, die vor allem ein Ziel haben, Provisionen für die Vermittler und Berater zu generieren. Die Schäden, die dadurch angerichtet werden, werden oft erst nach Jahren sichtbar, meist sind die rechtlichen Ansprüche dann bereits verjährt. Über die zweifelhaften Methoden des AWD, Bekannten- und Freundeskreise für den Verkauf von Finanzprodukten auszunutzen, wurde schon oft berichtet (zum Beispiel Stefan Mauer in: Die Zeit „AWD Schneller sein als die anderen“). Doch erreichen die Mahnungen kaum den Kundenkreis der Strukturvertriebe.

Nachdem die Universitäten, die Sport- und Freizeitvereine und die Bekannten- und Freundeskreise der neuen Vermittler von den Strukturvertrieben seit Jahren abgegrast werden, ist es nur konsequent, wenn nun die Schüler als nächste und wahrscheinlich letzte unbedarfte Zielgruppe von den Strukturvertrieben entdeckt werden. „Ich bekomme Sie alle“ scheint kein leeres Versprechen zu sein.

Man sollte sich daher in Zukunft genau überlegen, wem man die Türen zu den Schulen, den Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen öffnet. Leider sind die Verbindungen der Strukturvertriebe in die Politik so zahlreich und intensiv, dass mit einer Unterstützung aus dieser Richtung kaum zu rechnen ist. Eher ist zu erwarten, dass die Politiker den Strukturvertrieben die Türen in Zukunft noch weiter öffnen werden.