Im November 2010 fand in Berlin eine Netzkonferenz zum Thema „Verbraucherbildung – Konsumkompetenz stärken“ statt. Die Vorträge und Bilder des „runden Tisches” hat der Veranstalter – das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz kürzlich veröffentlicht.

Lehrerfortbildung stärken

Die Initiative, den Verbraucher zu stärken, ist wichtig und richtig und schon seit je her das Anliegen des iff. Dass Bildung in der Schule erfolgt, wissen wir alle. Das Bemühen der Redner auf der Netzkonferenz zunächst die Lehrerbildung zu stärken, damit die in einigen Bundesländern bereits eingeführten Unterrichtsfächer zur Verbraucherbildung qualifizierter unterrichtet werden können, trifft einen Kernpunkt. Mehr als die Lehrer wissen, können die Schüler von ihnen auch nicht lernen. Aber kann man nicht Lehrer auch als Vermittler des Wissens anderer begreifen? Dann hätten unabhängige Institutionen die Chance, Unterrichtskonzepte für die Schule zu schreiben, die die Lehrer umsetzen. Bei dem lehrerzentrierten Ansatz ist erkennbar, dass die Referenten zum großen Teil Vertreter von Lehrstühlen zur Haushaltsökonomie waren, die die Lehrer ausbilden. Aber beschäftigten sie sich in der Vergangenheit auch mit den Finanzdienstleistungen, die der Verbraucher fast täglich nutzt? Eher nicht und deshalb ist es auch nicht unbedingt überzeugend, wenn aus deren Reihen vor allem Vorschläge zum Sparen bei Privathaushalten kommen. Dies geht weitgehend an den Bedürfnissen vorbei. Es ist nicht die Quantität der Nutzung von Krediten sondern die Art und Weise, die Kopfschmerzen bereitet. Wenn man heute bei einem Kredit innerhalb von 4 Jahren seine Schulden verdoppeln kann, ohne etwas dafür zu bekommen, dann stimmt etwas mit der Kompetenz der Wirtschaft gegenüber den Verbrauchern nicht.

Finanzielle Allgemeinbildung?

Die Inhalte der finanziellen Allgemeinbildung – also das sinnvolle Nutzen von Geld und Finanzdienstleistungen, war leider auf der Veranstaltung inhaltlich unterrepräsentiert. Konsum ist heutzutage oftmals nur durch den Kredit möglich. Es ist notwendig die Funktionen, Chancen und Risiken im Unterricht und somit auch in der Lehrerqualifizierung zu thematisiert. Die Tugend des Sparens und der Haushaltsführung sind auch Lehrinhalte, aber der kritische Umgang mit dem Leihen von Geld bzw. dem Kredit sind zentrale Themen der Lehrer-und Schülerbildung. Es sind die Möglichkeiten aber auch die Risiken, die der Verbraucher als Privathaushalt beherrschen muss. Deshalb hat das iff in seinen Unterrichtskonzepten zur finanziellen Allgemeinbildung dem Kredit eine zentrale Bedeutung beigemessen. Positiv zu bewerten ist, dass die Medienkompetenz, die heute ja auch in alle Bereiche des Lebens spielt, inhaltlichen Einzug fand.

Kooperation statt Zentralismus

Und noch eine Frage: Warum sind es eigentlich die Verbraucherministerien, die jetzt die Inhalte der Lehrpläne sowie der Lehreraus- und -fortbildung gestalten? Geschieht das, um die Bildungshoheit der Länder zu umgehen? Das Ministerium für Bildung und Forschung hat ja inzwischen auch einen Schwerpunkt in der ökonomischen Bildung. Viele Lehrer beklagen in der Tat den Föderalismus im Bildungswesen. Als Bürger ist es nicht leicht mit seinen schulpflichtigen Kindern die Flexibilität, die der Arbeitsmarkt wünscht, tatsächlich umzusetzen, weil die Schulsysteme und Lehrpläne in Deutschland in 16-Varianten existieren. Wäre es nicht sinnvoller, wenn auch auf ministerialer Ebene das wichtige Thema der Verbraucherbildung im Vordergrund stünde? Das Problem besteht nur darin, dass auf Bundesebene keine Kompetenz vorgehalten wird und die Lehrer und Schulräte selber aus der Diskussion ausgeschlossen bleiben, wenn Berlin und Bonn das Zepter in die Hand nehmen. Kultusministerien und Verbraucherministerien auf Länder- und Bundesebene sollten gemeinsame Initiativen für die Lehreraus-und -fortbildung genauso wie für die Lehrpläne ergreifen. Leider gibt es bereits für die Bildungsmaterialien so eine große Vielfalt, dass dazu extra Projekte und Veranstaltungen gemacht werden, um diese nach welchen Kriterien auch immer zu beurteilen. Wäre es zum Wohle einer umfassenden Verbraucherkompetenz nicht endlich konstruktiver nur einen großen „runden Tisch” zuhaben, an dem sich alle Vertreter, der unterschiedlichen Richtungen und Ministerien austauschen? – Dies ist wohl ein sehr großer Wunsch für das neue Jahr.