Wie das Handelsblatt am 27.12.2010 berichtete, hat die Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner angekündigt, dass die Finanzaufsicht BaFin zukünftig mit Hilfe verdeckter Tests Banken bei der Einhaltung von Verbraucherstandards im Geldanlagebereich überprüfen soll – „Spitzel sollen Banken testen”, titelte dabei die ftd (www.ftd.de).

Grundsätzlich ist die Kontrolle der Banken bei der Einhaltung von Standards zum Schutz der Verbraucher sinnvoll, vor allem, weil dies in den letzten Jahrzehnten systematisch vernachlässigt wurde. Auch ist die Methode des mystery shopping durch staatliche Behörden ein seit Jahren erprobtes Mittel, wie zahlreiche Studien der Financial Services Authority (FSA) aus Großbritannien zu verschiedenen Finanzdienstleistungen zeigen (siehe dazu die Studien der FSA in der Reihe „Consumer Research”).

Zu begrüßen ist auch, dass die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin nicht ohne Hilfe von außen die Tests durchführen will, denn dazu bedarf es eines entsprechenden Know Hows und bestehender Infrastrukturen. Sowohl die Methodik als auch die Erfahrung fehlen der BaFin. Von großer Bedeutung wird aber sein, welche Qualitätsstandards für die Tests von dem Ministerium vorgegeben werden. Denn die meisten durchgeführten Tests konzentrieren sich auf die Überprüfung von Service, sprich Freundlichkeit, und Verkauf. Tests einer Finanzberatung sind dagegen komplex und müssen, um vergleichbar zu sein, sowohl methodisch als auch durch Schulungen der Tester sorgfältig vorbereitet werden.

Viele Anbieter von Tests sind bei Finanzdienstleistern und Medien umstritten, denn der Markt für Testsiegel ist lukrativ und der Fokus der Anbieter scheinen oft auf den Verkauf der Siegel gerichtet zu sein und nicht primär auf die Qualität und die Aussagen des Tests an sich. Dass Tests ein sehr sensibles Gebiet sind, zeigt der Bericht von ftd am 16.12.2010: „Peinliches Nachspiel eines verkorksten Tests”. Daher sind Standards für geplante Tests und Qualitätskriterien entscheidend. Sinnvoll wäre es, wenn die BaFin schon im Vorfeld ganz offen von dem Know How der Stiftung Warentest profitieren würde, da diese Einrichtung nicht nur langjährige Testerfahrung hat, sondern auch in der Bevölkerung als Testinstitut anerkannt ist.

Die Bezeichnung als „Spitzel” kann daher nur als Diffamierung angesehen werden. Denn es geht nicht um „Bespitzelung” von Personen und ihrer Einstellungen, sondern um die Überprüfung der Einhaltung von Standards durch Testkäufe. Mitarbeiter sollen damit gerade nicht überwacht werden. Zudem werden derartige Tests von Banken selbst schon lange für eigene Erkenntnisse durchgeführt. Die Aufregung ist daher nur aus politischen Gründen verständlich, um Druck auf Aigner auszuüben.

Viel interessanter wird sein, ob die BaFin dieser Aufgabe gewachsen sein wird. Denn ihr eigentliches Ziel ist die Sicherheit der Finanzdienstleister (Safety and Soundness) und nicht der Verbraucherschutz; hier sind langfristig Interessenkonflikte zu erwarten. Auch war die BaFin bisher selbst nicht für Transparenz bekannt.