Der wiss. Direktor des iff, Prof. Udo Reifner gehört mit zu den Erstunterzeichnern einer Erklärung zur Erneuerung der Wirtschaftswissenschaften, die die Fehlentwicklungen der Wirtschaftswissenschaften in Lehre und Forschung anspricht und vor allem Wissenschaftlichkeit, interdisziplinäres Arbeiten, Diskussion der verengten normativen Grundlagen und der Abhängigkeiten von der anbietenden Wirtschaft einfordert.

Prof. Reifner, der als Jurist seit 1981 an einer wirtschaftswissenschaftlichen Hochschule bzw. Fakultät lehrt, die sich zur Sozialökonomie bekannte, hat seine Unterschrift damit begründet, dass vor allem der weitere Abbau der noch vorhandenen wenigen Ansätze, in denen die aufgestellten Forderungen in Lehre und Forschung noch verwirklicht waren, verhindert werden müsse. Weiter heißt es:

„Gerade in den letzten Jahren werden trotz des öffentlichen Drucks Tendenzen verstärkt, Wirtschaftswissenschaften auf Wirtschaftsmanagement im Drittinteresse zu reduzieren. Dazu gehört die Umwandlung von interdisziplinärer Stellen in betriebswirtschaftliche Professuren in Hamburg, die Abschaffung sozialökonmischer Studiengänge in anderen Bundesländern ebenso wie die Unmöglichkeit, in Deutschland ein seit Jahren interdisziplinär verfolgtes Projekt des iff in Kooperation mit Professoren verschiedener Universitäten zur Bedeutung von Ethik und Moral in der Bankenkommunikation finanziert zu erhalten. Die großen Stiftungen haben bisher kaum interdisziplinäre Beiträge zur kritischen Erforschung der Wirtschaftskrise gefördert. Sie bleiben ebenso wie die Stellenpläne der Universitäten in den traditionell mono-disziplinären Strukturen verhaftet, die auch die Auswahlkommissionen bestimmen. Da sich andererseits die kurzfristige Ressortforschung der Regierungen und internationalen Organe unter dem Druck der zunehmend bankenkritischen Politik umorientiert, wird der Mangel der Grundlagenforschung zu diesen Fragen die Kluft zwischen Wissenschaft und Lehre einerseits und der Praxis weiter vertiefen.“ Der Aufruf, den vor allem auch wirtschaftlich interessierte Professoren anderer Disziplinen unterstützen, sollte nach Reifner eine breite Diskussion auslösen, bei der die Initiative der Studierenden den Ton angeben müsse.