Prokon meldet Insolvenz an und private Anleger fürchten um große Teile ihrer Anlagen. Die auftauchende Forderung nach Regulierung von Genussscheinen, die nicht über regulierte Börsen gehandelt werden, kann das Grundproblem des Zusammenhangs zwischen Risiko und Rendite nicht lösen. Man sollte daher zunächst einmal an die Förderung der finanziellen Allgemeinbildung denken. Auch wenn finanzwissenschaftliche Modelle in der Kritik stehen, so besteht unbestreitbar ein Zusammenhang zwischen Renditeversprechen und dem damit verbundenem Risiko. Hierfür lassen sich auch in regulierten Anlageklassen zahlreiche andere Beispiele finden, wie bspw. Mittelstandsanleihen oder Aktienwerte.

Ein nachhaltiger Schutz der Anleger lässt sich durch die Vermittlung elementarer Grundkenntnisse finanzieller Produkte verbessern. Die Anlage von Ersparnissen stellt eine Konsumverschiebung von heute auf einen späteren Zeitpunkt dar, sei es für Investitionen in Wohneigentum, in Ausbildung oder zur Altersvorsorge. Die Verzinsung eines Anlagebetrags ist die Prämie für den Konsumverzicht, die derzeit real jedoch negativ ist. Denn das derzeit niedrige Zinsniveau liegt unter der ebenfalls geringen Inflationsrate. Umso verlockender ist die Aussicht auf eine höhere Rendite. Mit dem Wissen, dass eine höhere Rendite zugleich höhere Risiken meint, kann sich ein Anleger gezielt mit den Gefahren der angebotenen Anlage auseinandersetzen. Schließlich bieten Schuldner mit über den marktüblichen Renditen lediglich einen Anreiz, das angebotene Anlageprodukt trotzdem zu erwerben. Ist ein Anleger darüber informiert, sollte er schließlich selbst in der Lage sein, abzuschätzen, welches Ausmaß an Verlusten für ihn tragbar ist. Dies hängt letztlich von der individuellen Risikopräferenz ab.

Doch aktuell ziehen sich Banken und Sparkassen aus der unabhängigen finanziellen Allgemeinbildung wieder zurück, die die Grundfunktionen der Nutzung von Finanzdienstleistungen vermittelt. Stattdessen blühen die Produkterklärungen, die ein „Verständnis” für Produkte schaffen, dass nach US-amerikanischen Untersuchungen sogar noch die gesunde Abstinenz für Risikoprodukte schmälert. Staat und Schule müssen hier wieder eigenverantwortlicher handeln und die Kosten dafür bei den Anbietern decken, die mit ihrer Werbung und ihrer Renditefixierung erst die falschen Vorstellungen von einem arbeits- und risikofreien Einkommen im Finanzbereich aufbauen, die zu solchen Fehlkäufen führen.

Prof. Dr. M. Mayer-Fiedrich, (Forschungsdirektorin BWl am iff Hamburg)