Überschuldungsforschung

iff-Überschuldungsreport

Jährliche Studie zur Situation überschuldeter Haushalte in Deutschland basierend auf Daten von Schuldnerberatungsstellen.

Überschuldung in Deutschland ist ein gesellschaftliches Phänomen. Jährlich sind Millionen Haushalte betroffen. Familien werden dauerhaft von gesellschaftlicher und sozialer Teilhabe ausschlossen. Kinder werden an einer unbeschwerten Entwicklung gehindert. Überschuldung löst Krankheit und Armut aus, verursacht volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe und wirkt sich auch auf viele andere Lebensbereiche negativ aus.

Der iff-Überschuldungsreport ist eine jährlich erscheinende bundesweite Studie zur Situation überschuldeter Haushalte, die die Hilfe von Schuldnerberatungsstellen in Anspruch nehmen. Sie basiert auf ca. 62.000 Fällen aus 21 Schuldnerberatungsstellen, in denen die Schuldnerberatung in den letzten 10 Jahren begann. Ziel der Studie ist es, den beteiligten gesellschaftlichen Gruppen aus Politik, Verwaltung und Schuldnerberatung, den betroffenen Haushalten und den Anbietern von Finanzdienstleistungen belastbare Daten zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es gemeinsam Lösungen zu finden, um das Überschuldungsproblem zu bekämpfen und die negativen Überschuldungsfolgen zu verringern. Im Gegensatz zu anderen Studien handelt es sich nicht um einen Atlas, der die Überschuldungsbetroffenheit einzelner Regionen nachzuweisen versucht, sondern um eine Beschreibung der wirtschaftlichen und sozialen Realität der Menschen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können.

Forschungsdesign

Der iff-Überschuldungsreport wird von einem Team aus Soziologen und Juristen erstellt. Er erscheint seit 2006. Für den iff-Überschuldungsreport 2016 wurden 61.723 Haushalte untersucht, bei denen die Schuldnerberatung zwischen dem Jahr 2005 und dem Ende des 1. Quartals 2016 begann. Die Hauptuntersuchung ist eine Querschnittsanalyse, für die die anonymisierten Daten aus 21 Beratungsstellen in allen 16 Bundesländern ausgewertet werden. Die Daten sind prozessgeneriert; das heißt, sie wurden während des Beratungsprozesses in der Schuldnerberatungsstelle mit Hilfe der Schuldnerberatungssoftware CAWIN des iff dokumentiert, zusammengefasst und für die statistischen Auswertungen aufbereitet. Bei den analysierten Haushalten handelte es sich überwiegend um nichtselbständige Überschuldete; etwa jeder zehnte Fall betraf ehemals selbständige Überschuldete, bei denen die Selbständigkeit gescheitert war. Neben der Kernanalyse werden regelmäßig Sonderuntersuchungen, zum Beispiel auf der Grundlage von Befragungen, durchgeführt.

Hinweis: Auf Grund einer seit dem Jahr 2014 veränderten Datengrundlage (Veränderungen bei den teilnehmenden Beratungsstellen und Brutto-Betrachtung der Schuldenhöhe) sind die Auswertungen der Reports 2014, 2015 und 2016 nicht mit denjenigen der älteren Reporte kongruent. Die für den Report 2016 erstellten Zeitreihen erfolgen jedoch auf einer einheitlichen Datenbasis, so dass die Vergleichbarkeit innerhalb dieser Studie gewährleistet ist.

Das iff institut für finanzdienstleistungen e. V.

Das institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff) ist ein unabhängiger, als gemeinnützig anerkannter Verein mit Sitz in Hamburg, der seit 1987 interdisziplinär im Bereich nachhaltiger Finanzdienstleistungen forscht und berät. Das iff arbeitet für nationale und europäische staatliche Einrichtungen, für Verbraucherzentralen, Schuldner­beratungsstellen, Stiftungen und Anbieter von Finanzdienstleistungen. Zudem fertigt es für Gerichte, kleine/mittelständische Unternehmen und Privatpersonen Berechnungen und Gutachten an. Das iff erstellt zudem regelmäßig Gutachten und Stellungnahmen zu Finanzdienstleistungen für Bundesministerien, die Europäische Kommission und das Europaparlament. Das Institut ist Mitgründer der Initiative European Coalition for Responsible Credit (ECRC) und Mitglied des European Consumer Debt Net (ECDN).

Die Stiftung „Deutschland im Plus“

Die gemeinnützige Stiftung Deutschland im Plus (2007 von der TeamBank AG gegründet) operiert unabhängig und engagiert sich für Aufklärungs- und Hilfsprojekte zur Überschuldungsprävention. Die Stiftung unterstützt die Erstellung des jährlich erscheinenden Überschuldungsreports. Sie fördert Schuldnerberatungsstellen und vermittelt finanzielle Bildung in Schulen. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Überschuldungsprävention in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und damit Anbieter und Kunden für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren.