"Die Postbank rechnet ohne Krise", titelte die financial times Deutschland am 31. Juli 2008, und das bei Aussicht auf eine anhaltende Rezession. Seit einiger Zeit schon scheint die Postbank nur noch mit sich selbst beschäftigt zu sein. Die Kundenzahlen sehen gut aus mit inzwischen 15 Millionen Kunden (Angabe ftd). Doch wie viele Karteileichen darunter sind, die seit langem nur noch 3,90 Euro auf einem Postsparbuch haben, wissen wir nicht.

Den Verbraucherzentralen und Finanztest ist die Postbank in der Vergangenheit jedenfalls öfters negativ aufgefallen, mit Kapriolen um vermeintlich attraktive Zinsen, die jedoch möglicherweise kaum jemand in der Form erhalten hat. Auch die Beratung der Postbank ist nicht gerade als ansprechend bekannt. Bei den Beratungstests schnitten sie nicht herausragend ab und selbst bei guten Produkten haben Tester des iff bei einer Stichprobe die Beratung und den Berater schlichtweg für katastrophal gehalten (NDR). Den Geruch einer Behörde bekommt die Postbank kaum weg.

Der anstehende Verkauf muss auch vor dem Hintergrund der HVB-Entwicklung gesehen werden. Sicherlich ist es aus Gewerkschaftssicht interessant, möglichst Synergie-Effekte im Personalbereich zu vermeiden, um Arbeitplätze langfristig zu erhalten. Ausländische Bieter ohne Deutschlandpräsenz wie zuletzt Crédit Mutuel erscheinen daher auch aus ihrer Sicht besonders attraktiv. Doch ist das kein Garant, weder für den Gewinn noch für die Sicherheit der Arbeitsplätze, wie die Fusion von UniCredito und der HVB und die Entwicklung bis heute deutlich gemacht hat.

Wie attraktiv ist also die aufgehübschte Postbank und wer wird sie im Endeffekt bekommen? Wir wissen es nicht. Deutlich wird nur, dass es ein starkes politisches Interesse an einem hohen Preis gibt und aus Staatssicht dabei an eine zweite große deutsche Bank gedacht wird. Dabei kommt auch der vermutete Verkauf der Dresdner Bank durch die Allianz mit ins Gespräch. Das setzt die Deutsche Bank, die bei dem Verkauf der Citibank überraschend leer ausging, unter Druck.

Bei der Postbank ziehen daher der Staat und die Gewerkschaften mit an dem Tau um den geeigneten Fusionspartner, mit offenem Ergebnis. Die Braut ist groß genug, da muss sie nicht besonders attraktiv sein.

Neben den Gewerkschaften sind auch die Verbraucherverbände gefragt, im Namen der 15 Millionen Kunden die Kundeninteressen bei dem Übernahmepoker in der Öffentlichkeit zu formulieren. Was erwarten die Postbankkunden von einem neuen Eigentümer, sprich Mehrheitsaktionär und welche Standards von der Werbung über den Service bis hin zu einem verantwortlichen Umgang mit den Kunden erwartet man von einer zukünftigen zweiten großen deutschen Bank? In der Vergangenheit jedenfalls fiel die Postbank hier nicht besonders positiv auf.