„Wem gehört die ökonomische Bildung?” fragen Lucca Möller und Reinhold Hedtke von der initiative für eine bessere ökonomische bildung (iböb).  Sie untersuchen und diskutieren in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie sowohl die Akteure als auch die Konzepte und Inhalte der zahlreichen Projekte zur ökonomischen Grundbildung in Schulen.

Die Vernetzung der Auftraggeber mit den Entwicklern der Materialien und die Besetzung von Stiftungen und Beiräten mit Unternehmensvertretern, hauptsächlich von Finanzdienstleistern, werden von den Autoren kritisiert. Wenn Finanzdienstleister den Unterricht übernehmen, wird der Bildungsauftrag von staatlichen Schulen mit den Gewinninteressen von Unternehmen vermischt. Wirtschaftsliberales beziehungsweise konservatives Denken wird Schülern unkritisch vermittelt. Das ist nicht ideologiefrei.

Bei den Schulprojekten des iff fungiert jeder Akteur in seiner Rolle. Den didaktischen Lernprozess begleiten Fachlehrer und nicht Finanzdienstleister. Die Lehrer werden hierbei mit Unterrichtsmaterialien unterstützt, die vom iff als unabhängigem, verbraucherorientiertem Forschungsinstitut erstellt werden. Die Schüler erarbeiten sich im Unterrichtsverlauf selbstständig Fragen, die sie an Experten aus der Praxis richten, statt deren Vorträgen zuzuhören. Sie werden bewusst zum Vergleich von Angeboten verschiedener Anbieter animiert. Die Fragen werden an einem außerschulischen Lernort gestellt, wo die Lernenden als „Kunden” die Anliegen der Fallbeispielprotagonisten klären und die Antworten des Bankberaters in seiner beruflichen Funktion kritisch reflektieren. Dabei geht es nicht um die Vermittlung von Fachwissen, sondern um den Erwerb von Handlungskompetenz im Umgang mit Geld, Finanzdienstleistungen und deren Anbietern.