Wie nicht repräsentative Zahlen der BaFin auch die Bundesregierung bei Restschuldversicherungen in die Irre führen.
Die Restschuldversicherung ist eine Versicherung, die bei einer Zahlungsunfähigkeit aufgrund von bspw. Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod den Kredit zurückführt. Sie kann sinnvoll sein, ist aber in den meisten Fällen unglaublich teuer. Das zeigen laut dem Magazin der Spiegel unveröffentlichte Zahlen der BaFin, die dazu eine Marktuntersuchung durchgeführt hat. Restschuldversicherungen werden von Verbraucherschützern mittlerweile seit Jahrzehnten kritisiert. Da trifft es sich gut, dass sich das Thema gerade von selbst zu erledigen scheint. In ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stellt die Bundesregierung (Drucksache 18/10722) fest, es gäbe eine rückläufige Tendenz bei den Restschuldversicherungen. Das ist allerdings falsch, denn die Bundesregierung führt Zahlen der BaFin an, die diesen Schluss nicht zulassen.
Die Antwort macht wieder allzu deutlich, wie leicht diese Daten täuschen können und wie dringend eine saubere amtliche Statistik zu den Restschuldversicherungen benötigt wird. „Wir tappen bei Finanzdienstleistungsprodukten für Verbraucher leider allzu oft im Dunkeln. Wir brauchen dringend verlässliche Zahlen, nicht nur bei Restschuldversicherungen”, sagt Dirk Ulbricht, Direktor des institut für finanzdienstleistungen e. V. (iff), Hamburg.
Die Daten der BaFin beinhalten nicht alle Verträge, sondern nur diejenigen der Unternehmen, die die BaFin beaufsichtigt. Ist ein Kreditnehmer bei einem Restschuldversicherer versichert, für das eine andere Aufsicht in der EU zuständig ist, wird das in diesen Zahlen nicht erfasst. Welchen Unterschied diese aufsichtsrechtliche Zuordnung machen kann, lässt sich beim Jahressprung 2013 auf 2014 zeigen. „Hier hatte sich die Zahl der Verträge von 1,3 auf 2,6 Mio. über Nacht scheinbar verdoppelt”, sagt Dirk Ulbricht. Dies war im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass ein Unternehmen seine Niederlassung in einem anderen EU-Land mit der deutschen Mutter zusammenlegte. Im August 2014 verschmolzen die Credit Life International N.V., Venlo (Niederlande) und die Credit Life AG, Neuss. Dadurch änderte sich die Zuständigkeit. An der Zahl, die eigentlich von Interesse ist, nämlich der Zahl der in Deutschland bestehenden Restschuldversicherungen hat sich nichts geändert.
Wozu braucht man aber die Zahl der Verträge, die die BaFin beaufsichtigt eigentlich? Will man nicht vielmehr wissen, wie viele dieser umstrittenen Restkreditversicherungen in Deutschland eigentlich existieren, und ob sie tatsächlich abnehmen, und nicht etwa sogar zunehmen? Offensichtlich hat diese Statistik auch die Bundesregierung in die Irre geführt.
„Aufgrund von Hochrechnungen kann man folgern, dass rund fünf Millionen dieser im wahrsten Sinne des Wortes giftigen Finanzprodukte derzeit aktiv sind”, sagt Dirk Ulbricht. Laut einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Bankenfachverbandes sind rund 30 Prozent der Ratenkredite über eine Restschuldversicherung abgesichert, es gibt laut Schufa rund 17 Million Ratenkredite. Diese Hochrechnung ist leider das Verlässlichste, was wir dazu derzeit haben.