Das iff hat von Oktober 2021 bis Februar 2022 im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg das Angebot an Finanzdienstleistungen daraufhin geprüft, inwieweit es geeignet ist, einen aktiven Beitrag für die Verbesserung und Stabilisierung der Lebenslage von Familien in herausfordernden Finanzsituationen zu leisten.
Der Zugang zum Finanzmarkt ist wichtig für das persönliche Wohlergehen und die finanzielle Gesundheit, er birgt hierfür Chancen aber auch Risiken. Letztgenannte hängen vor allem auch damit zusammen, dass die Anbieterseite in einer stärkeren und die Verbraucher:innen als Nachfrager:innen in einer schwächeren Position sind. Die Stärke der Anbieterseite beruht auf ihrer größenmäßigen Überlegenheit sowie Informationsasymmetrien zulasten der Verbraucher:in, aber auch auf der Alternativlosigkeit eines angebotenen Finanzprodukts, etwa eines Kredites in Notlagen. Für die Anbieterseite entstehen aus alldem Vorteile, die sie zu Ungunsten der Verbraucher:in ausnutzen können – was in der Praxis regelmäßig zu beobachten ist.
Ob Finanzdienstleistungen zur Stabilisierung und Verbesserung der Lebenslage beitragen, hängt nun aber – und das ist das zentrale Problem – davon ab, wie die Finanzlage der jeweiligen Verbraucher:in grundsätzlich aussieht: So öffnet ein höheres Einkommen die Tore zum Finanzmarkt weiter als ein niedrigeres Einkommen und können die von Finanzakteuren angebotenen Produkte für Personen mit besserem sozioökonomischem Status vorteilhafter als für jene mit niedrigerem Status sein. Das gilt nicht nur für die Anlage von Ersparnissen, sondern auch für die Konditionen von Krediten, etwa, wenn eine schlechtere Bonität einen Zinsaufschlag bewirkt.
Die Ausführungen erfolgen insbesondere vor dem Hintergrund, dass Familien in schwierigen finanziellen Situationen in sozialen Beratungs- und Bildungssituationen vorstellig werden, in denen Grundlagenwissen zum Thema Finanzen und Finanzdienstleistungen nicht zum Beratungsumfang bzw. -auftrag zählt und somit die Chancen und Risiken von Finanzdienstleistungen nicht (wertfrei) besprochen werden können (vgl. Größl, Happel, Peters 2020).
Im vorliegenden Projekt geht es darum, Fachkräften einen Instrumentenkoffer bereit zu stellen, der es ermöglicht, unter der Vielfalt von Finanzdienstleistungen jene auszuwählen, die einen Beitrag zur Verbesserung der Lebenslage von finanziell herausgeforderten Familien leisten können. Zugleich soll den Fachkräften und (damit) auch den adressierten Familien verdeutlicht werden, woran man schlechte, also für die betroffenen Familien ungeeignete, vielleicht sogar gefährliche Finanzprodukte erkennt. Einer ausführlichen Herleitung der Qualitätsmerkmale von Finanzdienstleistungen folgt ein Leitfaden, der die Analyse mit praxisrelevanten Erkenntnissen zusammenführt.
Das Projektteam bestand aus Dr. Sally Peters, Prof. Dr. Ingrid Größl und Dr. Brigit Happel sowie Dr. Duygu Damar und Dr. Hanne Roggemann.
Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an Dr. Sally Peters unter institut@iff-hamburg.de
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