Unsere Forschungsdirektorin Prof. Dr. Doris Neuberger hat im Interview mit Zeit Online unter dem Titel „Die Banken wissen: Der Kunde wechselt eh nicht“ über die aktuelle Zinsentwicklung gesprochen. Sie schildert, dass Banken zwar die Leitzinsen erhöhen, diese Erleichterung aber in der Mehrzahl nicht an ihre Kund:innen weitergeben würden. Hier komme den Banken zugute, dass viele Kunden das Konto eh nicht wechseln würden, obwohl es durch die mittlerweile gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung der Bank zur Unterstützung beim Kontowechsel sehr viel leichter als früher sei. Die Banken sehen daher keine Notwendigkeit, Zinssenkungen weiterzugeben. Für Menschen in finanziell schwierigen Situationen seien vor allem die Kreditzinsen ein Problem, denn diese verteuern so Kredite nochmals. Erfahrungsgemäß würden teure Kredite nun durch die Leitzinserhöhung nochmals teurer werden. Während die Banken, die die Zinserhöhungen der EZB seit Juli vergangenen Jahres bis Juni dieses Jahres bei ihren Dispokrediten zu 82 Prozent an ihre Kund:innen weitergegeben haben, war das bei den Ratenkrediten mit einer Zinsbindung von bis zu fünf Jahren nur zu 49 Prozent der Fall.

Neuberger verweist insbesondere auf die damit einhergehenden Gefahren bei Kettenkrediten: „Ein Teil des neuen Kredites dient nämlich dazu, die alten Schulden und die aufgelaufenen Kreditzinsen abzulösen.“ Der Betrag, der den alten Kredit abgelöst hat, ist im Rahmen des Neukredits auch wieder von den Kreditnehmern zu verzinsen. „Letztlich werden Zinsen durch Zinsen finanziert.“ Sie verweist dabei auch auf die gestiegenen Dispozinsen: „Mit dem steigenden Leitzins steigen die durchschnittlichen Marktzinsen und damit der Spielraum für Wucher.“ Angenommen, die erfolgte Leitzinserhöhung um 4,25 Prozentpunkte würde im Durchschnitt von den Banken vollkommen an die Kunden weitergegeben, dann wäre es rechtens, wenn eine einzelne Bank ihren Kreditzins um 8,5 Prozentpunkte erhöht. Im Falle der Targobank lag der übliche Marktzins zu dem Zeitpunkt bei 6,52 Prozent, vereinbart wurden aber 13,04 Prozent.

Das vollständige Interview ist verfügbar unter: